Macht im Alltag: 'Der kleine Machiavelli' und die ewige Gier nach Einfluss

Veröffentlicht am 1. Juni 2024 um 21:10
einfaches und klares Piktogramm bestehend aus einem Buch, einem Weg und einem Symbol für ein „gutes“ Leben.

Es ist erstaunlich und zugleich erschreckend, dass sich Männer und Frauen des 21. Jahrhunderts, bewusst oder unbewusst, an einer Schrift aus der Renaissance orientieren, wenn es um Macht und Einfluss geht.
'Der kleine Machiavelli - Handbuch für den Machtgebrauch im täglichen Leben' von Peter Noll und Hans Rudolf Bachmann, erschienen 1987, einst Pflichtlektüre für aufstrebende Karrieristen, bleibt ein relevanter Spiegel unserer modernen Gesellschaft.

Machtverständnis im Wandel oder Stillstand?

Man könnte erwarten, dass sich das Verständnis und der Umgang mit Macht im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Doch ein Blick in 'Der kleine Machiavelli' lässt Zweifel aufkommen. Die Strategien und Taktiken, die Machiavelli in seinem berühmten Werk 'Il Principe' beschrieb, scheinen heute genauso gültig zu sein wie vor über 500 Jahren.
Haben wir wirklich nichts gelernt?
Ist es immer noch so, dass derjenige gewinnt, der am lautesten brüllt und am skrupellosesten agiert?

Eine Satire, die den Finger in die Wunde legt

'Der kleine Machiavelli' ist mehr als nur eine satirische Anleitung zum Machtspiel. Es ist eine schonungslose Abrechnung mit den Machenschaften des Alltags. Die Autoren halten uns einen Spiegel vor, in dem wir die hässliche Fratze der Machtgier erkennen können. Es ist eine Einladung, über unser eigenes Verhalten und das unserer Mitmenschen nachzudenken. Doch gleichzeitig vermittelt das Buch eine beunruhigende Botschaft: Machtstreben scheint zeitlos zu sein.

Die Aktualität der Renaissance-Strategien

Die Techniken und Strategien, die in 'Il Principe' beschrieben werden, sind heute so aktuell wie damals. Netzwerken, strategische Allianzen schmieden, Konkurrenten geschickt ausmanövrieren – all das sind keine Relikte einer vergangenen Epoche, sondern alltägliche Praktiken in der modernen Geschäftswelt. Warum ist das so? Weil Macht und Einfluss nach wie vor die stärksten Triebkräfte menschlichen Handelns sind.

Macht als Droge – unabhängig vom Geschlecht

Eines der faszinierendsten und zugleich beunruhigendsten Aspekte ist, dass Macht wie eine Droge zu wirken scheint, unabhängig vom Geschlecht. Menschen, die einmal in den Genuss von Einfluss und Kontrolle gekommen sind, zeigen oft ähnliche Verhaltensmuster. Der Wunsch nach Macht ist universell, und die Methoden, sie zu erlangen und zu behalten, sind es ebenso. Hier zeigt sich, dass die menschliche Natur sich kaum verändert hat.

Fazit: Ein unveränderter Kampf um Macht

Es ist ernüchternd zu erkennen, dass die Prinzipien von Macht und Einfluss, die Machiavelli in der Renaissance formulierte, heute noch genauso gültig zu sein scheinen und sind und sich nach den gleichen Spielregeln richten.

'Der kleine Machiavelli' bringt dies auf eine satirische, aber unmissverständliche Weise zum Ausdruck: Denn trotz
aller gesellschaftlichen und technologischen Fortschritte bleibt der Kampf um Macht bis heute unverändert brutal und skrupellos.
Eine bittere Erkenntnis?
Aber vielleicht liegt gerade in dieser Erkenntnis der Schlüssel zur Veränderung.
Indem wir uns der zeitlosen Natur des Machtstrebens bewusst werden, können wir beginnen, andere Wege zu suchen – Wege, die auf Integrität, Gerechtigkeit und echtem Führungsvermögen basieren. Eine Herausforderung mehr, der wir uns stellen müssen, wenn wir die dunklen Schatten der Vergangenheit endlich hinter uns lassen wollen und Herr im eigenen Haus werden wollen.

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