René Descartes und das Bewusstsein: Der Ursprung des modernen Denkens

Veröffentlicht am 5. April 2025 um 15:52

René Descartes (1596–1650) gilt als einer der Begründer der modernen Philosophie und hat mit seiner Bewusstseinstheorie eine tiefgreifende Wende im philosophischen Denken eingeleitet. Sein bekanntester Satz, 'cogito, ergo sum' ('Ich denke, also bin ich'), bildet den Ausgangspunkt einer radikalen Methode des Zweifels, die das Fundament der Erkenntnistheorie und der Bewusstseinsphilosophie bis heute prägt.

Der methodische Zweifel und die Suche nach Gewissheit

Descartes wollte jegliche Erkenntnis auf eine sichere Grundlage stellen. Dazu entwickelte er die Methode des radikalen Zweifels: Alles, was auch nur im Geringsten anzuzweifeln war, musste verworfen werden. Wahrnehmungen könnten täuschen, Träume könnten von der Realität nicht zu unterscheiden sein, und selbst mathematische Gewissheiten könnten durch einen mächtigen bösen Geist (den 'genius malignus') in Frage gestellt werden. Doch eine Tatsache blieb unbestreitbar: Das eigene Denken. Selbst wenn er von einem bösen Geist getäuscht würde, so müsste er existieren, um getäuscht zu werden. Daraus folgt sein berühmter Satz: 'cogito, ergo sum.'

Der Substanzdualismus: 'res cogitans' und 'res extensa'

Von diesem Ausgangspunkt entwickelte Descartes seine Theorie des Substanzdualismus. Er unterschied zwischen zwei grundlegend verschiedenen Arten von Substanzen:

  1. 'res cogitans' ('denkende Substanz') – das Bewusstsein, der Geist, das Denken
  2. 'res extensa' ('ausgedehnte Substanz') – die materielle Welt, der Körper

Diese Unterscheidung führte zur berühmten Körper-Geist-Debatte, die Philosophen bis heute beschäftigt. Während der Geist für Descartes unsterblich und immateriell war, betrachtete er den Körper als eine Art mechanisches Gebilde, das den Gesetzen der Physik unterliegt. Die Verbindung zwischen beiden vermutete er in der Zirbeldrüses (glandula pinealis), die er als Schnittstelle zwischen Geist und Körper ansah.

Die Rolle Gottes in Descartes' Philosophie

Obwohl Descartes einen radikalen Zweifel anwendete, um seine Philosophie zu begründen, führte ihn dieser Zweifel paradoxerweise zu einem rationalen Gottesbeweis.
Er argumentierte, dass die Idee eines vollkommenen Wesens nicht aus einem endlichen und unvollkommenen Geist stammen könne. Die Existenz eines vollkommenen Gottes war für ihn notwendig, um die Wahrhaftigkeit der klaren und deutlichen Ideen zu garantieren. Damit sicherte Descartes die Möglichkeit objektiver Erkenntnis gegen radikalen Skeptizismus ab.

Kritik und Nachwirkungen

Descartes' Bewusstseinstheorie und sein Dualismus riefen zahlreiche Kritiker auf den Plan. Besonders die Frage, wie Geist und Körper miteinander interagieren können, wurde problematisiert. Spinoza, Locke und Kant stellten verschiedene Alternativen auf, um das Verhältnis zwischen Bewusstsein und Materie neu zu definieren. Dennoch bleibt Descartes' Philosophie ein zentraler Ausgangspunkt für moderne Diskussionen über das Bewusstsein, die Natur der Erkenntnis und das Verhältnis von Geist und Körper.

Fazit

René Descartes hat mit seiner Bewusstseinstheorie und seinem methodischen Zweifel das Fundament der modernen Philosophie gelegt. Sein Dualismus, seine Erkenntnistheorie und sein Gottesbeweis prägten nicht nur die Philosophie, sondern auch die Naturwissenschaften und die Psychologie. Auch wenn seine Theorien heute oft kritisiert werden, bleibt sein Einfluss unbestreitbar. Die Frage nach dem Wesen des Bewusstseins, die er aufgeworfen hat, beschäftigt uns bis heute – und ist weiterhin eine der spannendsten Fragen der Philosophie.

 

Descartes, R. (2022). Meditationen über die erste Philosophie. Übersetzt von Marcus Baum. Hamburg: Felix Meiner Verlag. (Originalwerk 1641).

 

Descartes, R. (1996). Die Prinzipien der Philosophie. Übersetzt von Hans Schmidkunz. Hamburg: Felix Meiner Verlag. (Originalwerk 1644).

 

© 2025. Anke Schiller. Alle Rechte vorbehalten. www.wort-fee.de

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.