
Thomas von Aquin, ein bedeutender Philosoph und Theologe des 13. Jahrhunderts, gilt als eine der einflussreichsten Figuren in der Geschichte des Naturrechts. Seine Arbeiten, die stark von der Philosophie Aristoteles’ beeinflusst sind, bieten einen umfassenden Blick auf die Idee des Naturrechts und dessen Bedeutung für die menschliche Moral und das Rechtssystem. In diesem Artikel werden wir uns mit den Grundlagen des Naturrechts nach Thomas von Aquin befassen und seine Ansichten in einen modernen Kontext setzen.
Was ist Naturrecht?
Naturrecht, oder lex naturalis, bezieht sich auf ein universelles, unveränderliches Recht, das durch die menschliche Vernunft erkennbar ist. Es basiert auf der Annahme, dass bestimmte Rechte und moralische Werte intrinsisch sind und von der menschlichen Natur selbst abgeleitet werden können. Diese Prinzipien gelten unabhängig von geschriebenen Gesetzen oder gesellschaftlichen Konventionen.
Thomas von Aquins' Beitrag zum Naturrecht
Thomas von Aquin, der im 13. Jahrhundert lebte, entwickelte eine systematische Theorie des Naturrechts, die er in seinem Hauptwerk, der 'Summa Theologica', darlegte. Aquin übernahm viele Ideen von Aristoteles und kombinierte sie mit christlicher Theologie. Seine Theorie des Naturrechts basierte auf der Vorstellung, dass die Welt von einer göttlichen Ordnung durchdrungen ist, die durch die menschliche Vernunft erfasst werden kann.
Die Grundprinzipien des Naturrechts nach Aquin
- Ewiges Gesetz (lex aeterna): Dies ist das göttliche Gesetz, das von Gott geschaffen wurde und die gesamte Schöpfung durchdringt. Es ist die ultimative Quelle aller moralischen Prinzipien.
- Naturgesetz (lex naturalis): Das Naturgesetz ist der Teil des ewigen Gesetzes, der durch die menschliche Vernunft verstanden werden kann. Es leitet sich aus der menschlichen Natur und der natürlichen Ordnung ab.
- Menschliches Gesetz (lex humana): Dies sind die spezifischen Gesetze, die von menschlichen Gemeinschaften geschaffen werden. Sie sollten das Naturgesetz widerspiegeln und dessen Prinzipien in konkrete Regeln umsetzen.
- Göttliches Gesetz (lex divina): Dies sind die Offenbarungen Gottes, die in den heiligen Schriften gefunden werden und ergänzende moralische Richtlinien bieten.
Das Erste Prinzip des Naturrechts
Thomas von Aquin formulierte das grundlegende Prinzip des Naturrechts wie folgt: 'Gutes ist zu tun und zu verfolgen, und Böses ist zu vermeiden.' Dieses Prinzip dient als Ausgangspunkt für alle weiteren moralischen und rechtlichen Überlegungen. Von diesem Prinzip aus leitet Aquin spezifische moralische Gebote ab, wie den Schutz des Lebens, die Fortpflanzung und Erziehung der Nachkommen, das Streben nach Wissen und das Zusammenleben in Gemeinschaft.
Thomas von Aquins' Einfluss auf die Moderne
Thomas von Aquins' Vorstellungen vom Naturrecht hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die westliche Rechts- und Moralphilosophie. Viele der Grundprinzipien, die er entwickelte, finden sich in modernen Konzepten der Menschenrechte und im Völkerrecht wieder. Insbesondere die Idee, dass es universelle moralische Prinzipien gibt, die unabhängig von staatlichen Gesetzen gelten, prägte die Entwicklung der modernen Rechtssysteme.
Fazit
Thomas von Aquin legte mit seinerTheorie des Naturrechts eine tiefgründige und systematische Erklärung von moralischen und rechtlichen Prinzipien dar, die die menschliche Gesellschaft leiten sollten. Er betonte die Wichtigkeit der Vernunft und die der natürlichen Ordnung als Quellen der Moral und des Rechts.
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